Wednesday 23 December 2015

Streifzug zur Entwicklung der Briefkastenanlage

So selbstverständlich wie der tägliche Gang zum Briefkasten in unserem Leben für jeder Mann und Frau ist, so war es in der europäischen Geschichte jedoch nicht immer. Die Historie der Entwicklung der Briefkastenanlagen ist vieles, aber nicht gradlinig. Sie ist komplex, geht einher mit der Entwicklung des modernen Postwesens und war zeitweise sogar Privileg des Adels. Über die Jahre und Epochen haben sich Form, Farbe, Bauweise und Material geändert. 

Ebenfalls lassen sich regionale Unterschiede erkennen. Doch so komplex die Gesichte der Briefkastenanlagen auch ist, heute greifen wir auf ein global funktionierendes Netz von Post, Briefzustellung und Briefkästen zurück, wo eine kleine Box uns mit der ganzen Welt verbindet.

So fing es an: Von Poststeinen und Mauerschlitzen

Die Entwicklung der Briefkastenanlage geht Hand in Hand mit der Entwicklung des Informations- und Nachrichtenwesens wie des Postwesens. Erst Ende des 16. Jahrhunderts hat sich langsam aber stetig ein Nachrichtensystem in den europäischen Ländern etabliert, was die Notwendigkeit von Briefkistenanalgen für Privatpersonen, Unternehmen und öffentlichen Institutionen notwendig machte. 

Grund hierfür liegt in dem steigenden Handel zwischen Europa und seinen Kolonien, besonders Indien und Südafrika. Die Schiffsfahrt mit ihren Poststeinen kann somit als einer der ersten Übermittlungsstellen von Nachrichten betrachtet werden. Poststeine waren unter den Seefahrern bekannte Stellen, an denen Nachrichten für heimfahrende Schiffe hinterlegt wurden. Wenn diese an den jeweiligen Stellen vorbeifuhren haben sie die dort hinterlegten Nachrichten eingesammelt.

Die ersten Holzbriefkästen tauchen auf

Die ersten Briefkästen für Familien und Häuser tauchen in Italien auf. Hier spielt die Kirche eine zentrale Vorreiterrolle. Denn diese haben in Florenz die ersten als Tamburi bezeichneten Holzkästen vor Kirchen aufgestellt, um die Kommunikation zwischen ihrer Gemeinde und den Geistlichen zu fördern.

Hinzu kam die Entwicklung von sogenannten Staffelsystemen. Hier haben Reiter und Pferd wichtige Nachrichten über lange Distanzen vermittelt. Vornehmlich handelte es sich jedoch hier um die Vermittlung von politischen, wirtschaftlichen und religiösen Nachrichten.

Die Industrialisierung bringt den Unschwung

Mit voranschreitender Industrialisierung wurde auch das private Netz von Nachrichten mehr und mehr institutionalisiert und so kommt es, dass im 17 Jahrhundert die ersten öffentlichen Briefkästen, wie wir sie heute kennen und nutzen, etabliert wurden. Einer der ersten aufgestellten Briefkästen, historischen Dokumenten zu folge, wurde demnach 1633 in Liegnitz (Legnica) in Niederschlesien aufgestellt. 

Es war ein Nachrichtenknotenpunkt zwischen Leipzig und Breslau. Hamburg zog in der Entwicklung nach. 1641 wurde der erste Briefkasten aufgestellt, der über mehrere Schlitze zur Zustellung in verschiedenen Regionen gedacht war, verfügte. Ein ähnlicher Briefkasten, der über zwei Öffnungen verfügte, wurde erst Ende des 19. Jahrhunderts in Großbritannien eingeführt. Hamburg und Deutschland war demnach in der Entwicklung der Briefkastenanalgen Vorreiter.

Frankreichs Beitrag zur Kapitalisierung des Postwesens

Ludwig XIV. führte im späten 17. Jahrhundert ein Quittierungssystem ein, das den unpersönlichen Austausch von Nachrichten ermöglichte, denn der Postbote war nicht mehr auf das Antreffen der jeweiligen Person angewiesen, sondern konnte die Nachricht in einem für ihn vorgesehenen Kasten, ähnlichem dem Tamburi, hinterlegen. 

Damit war der Startschuss und Beginn für die Entwicklung des modernen Hausbriefkastensystems gelegt. Napoleon schließlich brachte diese Hausbriefkästen Ende des 18. Jahrhunderts nach Deutschland und mit der Rückeroberung des von ihm besetzten Gebietes, wurde das System der Hausbriefkästen schließlich auch in die anderen Regionen Preußens eingeführt. Diese Hausbriefkästen waren einfache aus Holz gefertigte Boxen, die vor privaten Wohnhäusern aufgestellt und montiert wurden.

Differenzierung des Systems

Öffentliche Häuser verfügten über sogenannte Innenbriefkästen, da die Briefzustellung durch einen Schlitz in der Wand erfolgte. Die als Innenbriefkästen bekannten Modelle waren anfangs größere aus Metal und Holz gezimmerte Boxen. Da in Russland allerdings diese sehr leichten Briefkästen heißbegehrtes Diebesgut waren, fing man schließlich an sie aus Gusseisen zu manufraktieren.

Um die Zustellung zu vereinfachen wurden im 19. Jahrhundert schließlich Wandbriefkästen mit Satteltaschen entwickelt. Hier konnte ein jeder seine Botschaften einwerfen, die schließlich eingesammelt und verteilt wurden. Deutschland entscheid sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts dann die sogenannten Säulenbriefkästen aufzustellen. Kunstvoll verzierte Säulen an zentralen Plätzen, die als Sammelstelle für Nachrichten fungierten. Das Konzept hielt sich bis in die 30er Jahre.

Ankommen in der Moderne

Heute ist das System der Briefkastenanalge ein so vielfältiges und facettenreiches, dass vornehmlich das Prinzip aus seiner Tradition erhalten ist, nämlich die Zustellung von Briefen.

Briefkastenanalgen können aus den unterschiedlichsten Materialen sein und in den unterschiedlichsten Formen kommen. Türbriefkästen mit Schlitzeinwurf, Briefrollen am Hauseingang, Innenbriefkastenanalgen in Hausfluren von Mehrfamilienhäusern, Paketkästen und und und ...

Eine spannende Geschichte. Die weit mehr ist als nur eine Geschichte um eine Box aus Holz.

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